Social Studies: The Roman house

Ganzheitliches Lernen

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Blog | Live life, love learning

January 26, 2022

Mit Kopf, Herz und Hand: Ganzheitliches Lernen am Gymnasium

Wie Kinder fürs Leben lernen

Sicher haben Sie auch schon einmal beobachtet, dass unser Denken und unsere Gefühle mit unserem Handeln stark gekoppelt sind. Der Schweizer Pädagoge Pestalozzi hat dieses Phänomen schon im frühen 19. Jahrhundert als “ganzheitliches Leben” das “Kopf-Herz-Hand-Prinzip” deklariert. Enja Riegel, die Mitgründerin der Internationalen Friedensschule, beschreibt in ihrem Buch “Schule kann gelingen! Wie unsere Kinder wirklich fürs Leben lernen” in ähnlichem Tenor, dass Kinder ihre Welt ganzheitlich erfassen und dass das reine intellektuelle Lernen oft nicht ins Leben integriert werden kann. Das echte Leben ist der bessere Ansporn und die bessere Motivation zum Lernen. Der Neurobiologe Gerald Hüther belegt sogar wissenschaftlich, dass das kindliche Gehirn sich durch eigene Erfahrungen strukturiert.

Vor diesem Hintergrund fragt man sich, warum die Institution Schule in der Regel diese Prinzipien so wenig umsetzt. Vielleicht liegt es an unserer Gesellschaft, die geprägt ist von Stress und die vergisst, unseren Kindern Zeit zum Entdecken zu geben. Die Gesellschaft sieht häufig auf Schulabschlüsse, statt dem wahren Lernen Raum zu geben, und ignoriert nur allzu oft individuelle Stärken, die nicht gefördert werden, weil sie in keinen Lehrplan passen. Eine Verschwendung von Potenzialen, die eigentlich für die Gemeinschaft gebraucht werden.

Um dem entgegenzuwirken, haben wir am Gymnasium der Internationalen Friedensschule über die Jahre hinweg immer wieder grundlegende konzeptuelle Entscheidungen getroffen, bestätigt bzw. abgewandelt, um die ganzheitliche Erziehung der Kinder und Jugendlichen zu fördern.

Wie ganzheitliches Lernen in Naturwissenschaften / Social Studies funktioniert

In den Klassen 5 und 6 differenzieren wir die Naturwissenschaften nicht in Biologie, Physik und Chemie, sondern unterrichten nach Inhaltsfeldern. Ebenso werden die gesellschaftswissenschaftlichen Fächer Geschichte, Politik und Erdkunde zusammengefasst. Wir denken, dass dieser ganzheitliche Ansatz die Motivation und Lebensnähe fördert. Weiterhin ermöglicht dieses fächerübergreifende Unterrichten das Lernen mit Kopf, Herz und Hand. Die Kinder können in den Naturwissenschaften selbstständig experimentieren und forschen, in dem sie ausprobieren und nicht intellektuell instruiert werden. In den Sozialwissenschaften zeichnet sich unser Unterricht durch empathisches Lernen mit Rollenspielen und das Nacherleben geschichtlicher Zusammenhänge aus. Das macht Spaß und motiviert. In der Regel erfordert diese Form des Lernens mehr Zeit, aber wir meinen, es ist gut investierte Zeit, denn diese Lernform ist nachhaltig. Durch dieses freie Lernen können die Kinder ihre eigenen Ideen und ihre individuellen Stärken einbringen und entdecken an sich auch Fähigkeiten, die sonst im Unterricht eher zu kurz kommen wie Kreativität, handwerkliche Geschicklichkeit, motorische Fähigkeiten, Ausdauer und Forschergeist.

Naturwissenschaften: pneumatischer Laster
Mathe: Leonardobrücke

Beispiel Zusatzunterrichte

Hier haben wir in den letzten Jahren immer wieder neue, unterschiedliche Anläufe genommen. Vielleicht erinnern sich manche noch an das PEP-Programm, in dem Arbeitsgemeinschaften in der Tagesmitte organisiert wurden, um die Fülle der kognitiven Fächer zu unterbrechen. Im relativ neuen Angebot der Bandklasse, die wir für die Klassen 5 und 6 nach einem guten Jahr Corona-Pause wieder in den Stundenplan aufgenommen haben, erproben wir in einer sehr bunten Besetzung unterschiedliche Musikstile aus dem Rock/Pop-Bereich auf der Grundlage von auf die konkrete Lerngruppe zugeschnittenen Arrangements praktisch und spielen als Band zusammen. Hierbei gehen wir vom “Idealbild” einer symphonischen Rockband bzw. eines um Bandinstrumente erweiterten Orchesters aus, wie beispielsweise das WDR-Funkhausorchester immer wieder eindrucksvoll vorlebt, und machen von diesem Ideal aus nur so viele Abstriche wie notwendig. Im Rahmen der G9-Stundentafel-Entwicklung haben wir eine Ergänzungsstunde, über die wir frei verfügen, der längerfristigen Projektarbeit gewidmet, die aktuell in den Ausprägungen Musik bzw. Film strukturiert wird. Ein einwöchiges Projekt in Klasse 7, die “Was kickt dich?”-Woche, ist eine Gelegenheit für Schüler:innen, einmal etwas auszuprobieren, das man schon immer mal machen wollte. In der Vergangenheit haben Schüler:innen die Besucher zum Beispiel mit Bauwerken aus Streichhölzern, selbstgenähten Ballkleidern, Hochzeitstorten oder selbstgebauten Fußball-Kickern aus Müll (Upcycling) beeindruckt.

Klassenfahrten und Exkursionen als Teil des ganzheitlichen Lernens

Diese bildeten immer schon einen starken Baustein unseres Schulprogramms, mit einwöchigen Fahrten in fast allen Jahrgängen. Traditionell geht es für unsere 5. Klassen zu Beginn des Schuljahres auf Kennenlern- und Teambuilding-Fahrt, einige nehmen darüber hinaus an der Englandfahrt gemeinsam mit der Parallelklasse teil. Die “Challenges” der Klasse 8 trainieren ein selbstständiges Zurechtkommen, häufig in oder nahe der Natur und mit einem besonderen Fokus auf Selbstversorgung (Einkaufen nach Budget, Kochen, …). Auch wenn dies während der Coronazeit etwas in den Hintergrund getreten ist, nutzen wir doch jede Chance, die sich bietet, wie auch im vergangenen Sommer. Wir hoffen, dass wir auch vor den kommenden Sommerferien wieder viele tolle Reiseziele ansteuern können, um Fremdsprachen- und Orientierungskompetenzen sowie Anwendung und Transfer von erworbenen Wissen und Fähigkeiten trainieren zu können.

Kennenlernfahrt 2021 - Teambuilding

Dr. Dorothea Vielmetter und Fabian Prolingheuer, Gymnasium bilingual +

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