Thema: Armut in Deutschland

Unsere Schüler*innen setzen sich mit dem Thema „Armut in Deutschland“ auseinander

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April 28, 2022

Polit-Talkshow: Wird der Armut im Sozialstaat Deutschland genug entgegengewirkt?

Worum geht’s beim Thema „Armut in Deutschland“

Schon seit einigen Jahren wird intensiv über Armut und Arbeitslosigkeit in Deutschland diskutiert. Auch in unserem Fach Wirtschaft-Politik in der 9a. Daher haben wir dieses immer wieder aktuelle Thema zur sozialen Ungleichheit in den Klassenraum gebracht und unsere Unterrichtsreihe im Fach Wirtschaft-Politik bei Frau Wedy mit einer Podiumsdiskussion zum Thema “Wird der Armut im Sozialstaat Deutschland genug entgegengewirkt?” abgeschlossen. Es ging kontrovers im Klassenraum zu – dazu später mehr.

Blicken wir zunächst auf einige Zahlen: Laut dem Statistischen Bundesamt wurden 2021 18,5 % der Bevölkerung als armutsgefährdet eingestuft. Das heißt, dass sie unter 60% des Durchschnittseinkommens zur Verfügung haben. Dieses Durchschnittseinkommen liegt in Deutschland bei etwa 3.000€.

Als arm gilt man, wenn man mit weniger als 40% des Durchschnittseinkommens auskommen muss. In Deutschland wäre das 1.200€ im Monat. 13,4 Millionen Menschen fallen unter die Armutsgefährdungsgrenze. Viele von ihnen sind arbeitslos und beziehen Arbeitslosengeld oder Hartz IV.

Daher stellt sich nun die Frage, ob eine Lösung sei, den Hartz IV Satz anzuheben. Doch würde das ein Mehr an Kosten für die übrige Bevölkerung bedeuten? Die Frage, ob der Armut stärker entgegenwirkt werden sollte, haben wir in einer Podiumsdiskussion genauer beleuchtet und von verschiedenen Perspektiven aus betrachtet.

Um in einer Podiumsdiskussion die Gesellschaft möglichst heterogen abzubilden, wurden sowohl auf der Pro- als auch auf der Kontra-Seite unterschiedliche Positionen vertreten: Aus dem Spektrum, derer, die von Armut am meisten betroffen sind, gab es folgende Rollenkarten: Ein Arbeitssuchender, ein/e Alleinerziehende*r, ein*e Rentner*in und ein*e Vertreter*in des Jugendamts.
Auf der anderen Seite unseres runden Tisches befanden sich ein Doppelverdiener, ein Unternehmer und ein Wirtschaftsexperte. Tendenziell solche Vertreter aus der Gesellschaft, die von einer etwaigen Erhöhung an Steuern wie einer erhöhten Vermögenssteuer, Erbschaftssteuer, Gewerbesteuer und eines höheren Spitzensteuersatzes betroffen wären, um dadurch angehobene Sozialleistungsbeiträge zu finanzieren. .

Die Debatte – zwischen Pro und Kontra

Wege aus der Armut: die Arbeitssuchenden

Als unsere Moderatoren die Debatte eröffneten, befragten sie zuallererst den Vertreter der Arbeitssuchenden. Er erzählte, dass er über dreißig Jahre lang gearbeitet und Steuern gezahlt habe, und jetzt, wo er seinen Arbeitsplatz verloren hat, nicht genug Unterstützung seitens des Staates bei der Arbeitssuche bekäme. Zugleich reiche das Arbeitslosengeld kaum um zwei Teenager und sich selbst zu versorgen. “Meine Kinder müssen sich für mich schämen”.

Aus der anderen Perspektive: Unternehmer

Dagegen hielt ein Vertreter der Unternehmer und Geschäftsführer. Er argumentierte, dass die Steuern insgesamt zu hoch angesetzt seien. Der Markt müsse sich frei regulieren. Stiegen die Steuern für Besserverdiener oder Unternehmer noch mehr in die Höhe, so könnten Unternehmen nicht mehr profitabel wirtschaften und müssten Arbeitskräfte entlassen, um Kosten für Mitarbeiter zu sparen. Dann würde die Arbeitslosigkeit weiter ansteigen und so auch die Kosten für den Staat. Unternehmer trügen schließlich zudem noch die Verantwortung für ihre Angestellten. Würde die Steuerlast weiter wachsen, könnten sie dieser nicht länger nachkommen.
Anstelle dessen sollte der Staat Investitionen in andere Bereiche tätigen; So fragte er provokant in die Runde, ob sein “hart verdientes Geld” an die Personen gehen sollte, die nicht mal selbst arbeiten würden? “Die Steuern sollten lieber in öffentliche Einrichtungen wie Krankenhäuser fließen. Davon hätten alle was”.

Und was ist mit von Altersarmut bedrohten Rentnern?

Ein wichtiger Standpunkt, der gerne übergangen wird in dieser Debatte, ist der, der von Altersarmut bedrohten Rentnern vorgebracht wird. Viele der heutigen Rentner*innen haben in ihrem Leben “Kinder großgezogen und deshalb nur eine kleine Rente, die kaum zum Leben reicht. “Da fehlt einfach die Unterstützung vom Staat”, vor allem wenn noch Krankheiten oder Unfälle dazukommen. Deshalb fordert diese – vor allem weibliche Generation – mehr Anerkennung für Care Arbeit.

Die Expertenmeinung zum Thema Armut

Wie sieht es denn auf Seiten der Experten aus? ‘Hilfe zur Selbsthilfe’ ist hier das vorherrschende Motto: Die Arbeitssuche sollte erleichtert werden und mehr Arbeitsplätze geschaffen werden. Ein niedriges Arbeitslosengeld führe dazu, dass auch unattraktive Jobangebote angenommen werden würden. Ein höheres erscheine dagegen nicht angemessen, da die Motivation für solche Arbeitstätigen im Niedriglohnsektor, dann geringer sei überhaupt noch einer Beschäftigung nachzugehen.

Was ist mit den Alleinerziehenden?

Alleinerziehende sind, nicht selten auf staatliche Hilfen angewiesen. Sie sind oft stark gefordert bis hin zu überfordert, da sie alleine den Haushalt meistern und oft alleine finanzieren müssen. “Meine Kinder haben das Recht auf eine menschenwürdige Zukunft”, erklärte die Repräsentantin von alleinerziehenden Eltern in unserer Debatte. “Und dafür brauchen wir mehr Hilfe vom Staat”.

Was hat das Jugendamt mit Armut zu tun?

Laut Zahlen der Bundesagentur für Arbeit sind fast 2 Millionen Kinder auf Hartz IV angewiesen (2019). Kinder, die in Armut aufwachsen, werden mit hoher Wahrscheinlichkeit auch arm bleiben. Diese Kinder brauchen laut dem Jugendamt mehr Unterstützung, um dieser Armut zu entfliehen. Bessere Bildungsmöglichkeiten und mehr Chancen. “Kinder sind unsere Zukunft, deshalb sollten sie mehr unterstützt werden, ansonsten landen wir in einem Teufelskreis der Armut”

Fazit der Podiumsdiskussion

Eine Lösung gab es am Ende nicht – jedoch konnte die Debatte zu mehr Empathie und Verständnis auf beiden Seiten führen und bildete einen schönen Abschluss für unsere Unterrichtsreihe.
Ein wirklich kontroverses Thema, mit dem wir uns in der Oberstufe in Sozialwissenschaften nochmal näher befassen werden.

Vielen Dank an Larissa und Felix für die tolle Moderation der Debatte!

Marika – Schülerin 9a, Gymnasium bilingual +